Was ist „wissenschaftlich“?

Als wissenschaftlich werden solche Aussagen bezeichnet, bei denen man den Wahrheitswert feststellen kann. Also solche, die als „wahr“ oder „falsch“ bezeichnet werden können.

Eine wissenschaftliche Aussage muss des Weiteren folgende Kriterien erfüllen:

  • Eine Aussage muss empirisch (d.h. an der Wirklichkeit) überprüfbar sein. Es muss möglich sein eine Aussage zu verifizieren (bestätigen) oder zu falsifizieren (ablehnen).
  • Es muss möglich sein, die Aussagen von vorhandenen Prämissen oder Axiomen logisch richtig abzuleiten.
  • Die Aussage muss in ihrer Gesamtheit widerspruchsfrei sein. Sie darf nicht aus zwei Aussagen bestehen, die sich gegenseitig widersprechen. Auch darf sie keine sich widersprechende Aussage beinhalten.
  • Eine Menge wissenschaftlichen Aussage muss Systematisiertheit aufweisen. Die enthaltenen Aussagen erfordern einen Klassifikations- und Begründungszusammenhang.
  • Um die oben genannten Kriterien zu erfüllen, muss eine Aussage auch verständlich sein. Hier wird eine größtmögliche Präzision der sprachlichen Ausdrücke gefordert.

Die oben genannten Kriterien beziehen sich auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit. Man kann aber auch die Wissenschaftlichkeit der Arbeitsprozesse selbst sowie der Arbeitshaltung betrachten. Hier sollten folgende Kriterien beachtet werden:

  • Vorurteilsfreiheit, d.h. es darf nichts, was zum Gegenstandsbereich des betroffenen Wissenschaft gehört, grundsätzlich ausgeschlossen werden
  • Öffentlichkeit, d.h. die Zugänglichkeit der Wissenschaft für Kritik
  • Provisorische Gültigkeit, d.h. keine wissenschaftliche Aussage darf als endgültig betrachtet werden
  • Konditionalität, d.h. die Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen eine Aussage gültig ist, müssen explizit genannt werden

Als nicht-wissenschaftlich gilt alles, was die obigen Kriterien nicht erfüllt. Dabei ist die Bezeichnung „nicht-wissenschaftlich“ kein Werturteil. Nicht-wissenschaftliche Forschungs- oder Beratungstätigkeit hat ihre Bedeutung und ihren Wert. Dagegen ist der Begriff unwissenschaftlich mit einem Werturteil verbunden. Als unwissenschaftlich werden nicht-wissenschaftliche Haltungen/Einstellungen/Vorgehensweise/Arbeitsergebnisse bezeichnet, wenn sie einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben.

(Quelle: Heinrich, L.J. (1993), Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung, Oldenbourg Verlag, München, Wien. S. 62-66)